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21.11.06

Ein Schlag ins Gesicht

Es geht auf Weihnachten zu. Mit allem was dazugehört, Süssigkeiten, Kälte und auch die Weihnachtsansprache wichtiger Politiker, die wie jedes Jahr sicherlich wieder den Aufruf zu mehr Zivilcourage enthalten wird.
Jetzt ist noch nicht Weihnachten sondern die hektische Vorweihnachtszeit. Weihnachtsfeeling will noch nicht so richtig aufkommen, es ist hektisch, anstrengend, das Wetter ist matschig und man zieht sich statt an den Strand ins Kino zurück. Ein Blick auf die Kino-Top 10 im Stern liess tief blicken: auf Platz eins ein Werbefilm deutscher Comedians (auch bekannt als die Sieben Zwerge 2) und auf Platz 2 Borat. Ein Film über den alle reden, die meisten finden ihn witzig, einige großartig sozialkritisch, andere einfach nur schlecht.
Ich finde ihn bedenklich. Dazu ersteinmal die Erklärung wie denn das Filmteam zu solchen Aufnahmen ohne versteckte Kamera kam. Die "Statisten" wurden ausgewählt u.a. auch nach ihren Fernsehgewohnheiten um zu verhindern das sie Borat alias Sacha Baron Cohen aus dem Fernsehen kennen. Dann wurde ihnen gesagt, sie würden eine Dokumentation für das kasachische Fernsehen machen und dann wurde gedreht.
Diese Praxis an sich ist schon bedenklich, aber eigentlich ist der Grund meiner Kritik ein anderer.
Zivilcourage ist nicht die Polizei zu rufen wenn irgendwo ein Auto im Graben liegt oder wenn jemand in der Fussgängerzone auf die Nase fällt den Rettungsdienst. Das zu unterlassen ist strafbar als unterlassene Hilfeleistung. Zivilcourage ist, wenn man sich über das normale Maß engagiert für jemanden und dabei Anstrengungen und/oder Gefahren für sich selbst in Kauf nimmt.
In letzter Zeit fallen mir auch im Fernsehen vermehrt "Dokumentationen" und Berichte auf, die es sich zum Ziel machen, Menschen in Situationen zu bringen, wo sie sich um jemanden kümmern und diese dann zu verarschen. Was Kurt Felix in Verstehen Sie Spass? noch ganz lustig und harmlos hinbrachte, wird bei Borat heftigst übertrieben. Alle diese Leute in dem Film dachten, sie würden jemandem helfen, ein Land kennenzulernen das ihm völlig unbekannt ist und ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen.
Klar wirkt es auf dem Kinosessel urkomisch wenn er die Prostituierte zum Dinner einlädt und die Leute wirklich entsetzt reagieren. Aber überlegt Euch mal, Euch würde soetwas passieren. Ihr werdet angesprochen jemandem aus Afrika oder Asien ein Essen klarzumachen. Klar bemüht Ihr Euch und denkt da an nichts böses, macht Euch Arbeit und ein paar Wochen später lacht halb Deutschland über Euch.
Würdet Ihr Euch nochmal so bemühen? Mal ganz ehrlich und Hand aufs Herz: nur die wenigsten würden das ohne Hintergedanken noch einmal so machen.
Und das ist eine furchtbare Sache denn so geht wieder ein Stück Zivilcourage verloren.
Borat wurde von Kritikern als eine Art soziales Jackass bezeichnet. Ich sehe das ganz und gar nicht so, ok, beides ist lustig, schockierend und bei beiden Filmen lacht man über Menschen. Aber bei Jackass sind es Menschen, die wissen und wollen das man über sie lacht. Borat nutzt einfacht den Umstand aus das Humor auch ist, wenn man mehr weiss als die Menschen, die man beobachtet.
Klar habe ich bei dem Film auch gelacht, er ist schon witzig. Aber eigentlich hat man bei jedem Gag ein schlechtes Gewissen.
Man sollte sich schon überlegen, ob alles, über was man lachen kann, auch so in Ordnung ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

[myth]: guter standpunkt

Anonym hat gesagt…

stimmt schon irgendwie bis zu nem bestimmten punkt kann man ja wirklich lachen,aber übertreiben sollte man's nicht,aber leichter gesagt als getan dran zu denken man lacht oft einfach