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11.3.08

16,90 Euro

Das letzte mal, das ich ein Buch in einer Nacht "verschlungen" habe war vor acht, vielleicht neun Jahren ein Roman von Stephen King. Ein Meister seines Fachs, ein Meister darin Menschen wie mich damals wachzuhalten und ihnen kalte Schauer über den Rücken zu jagen, während man im weichen, warmen Bett liegt.
Heute war es wieder soweit. Die Uhrzeit ist 02:21, selbst für mich als Student in der Vorlesungsfreien Zeit, also am Lernen, schon verdammt spät. Vor etwa 18 Stunden, oder 319 Seiten früher hatte mich heute morgen der Paketzusteller von DHL aus dem Bett geklingelt mit dem Buch von amazon, das ich am Freitag bestellt hatte. An diesem Tag hatte ich, wie fast immer, auf meine Kommilitonen in der Mensa gewartet und etwas gelangweilt die neue Unicum-Zeitschrift aufgeschlagen. Beim Durchblättern fiel mir ein Bild besonders auf, eine Asiatin und daneben ein junger Mann, der sich die Augenfabe bei mir geborgt zu haben schien, während seine Frisur wiederum ein Langzeitziel für mich darstellen könnte ;)
Beim Lesen des Artikels (auf www.unicum.de) hatte ich ein leichtes De-ja-vue-Erlebnis, wahrscheinlich war mir die Geschichte der beiden schon irgendwo einmal begegnet, auf dem Fußweg zum Institut las ich mir den Artikel erst etwas gelangweilt, dann noch einmal erheblich interessierter durch.
Benjamin Prüfer, ein 23jähriger Journalist aus Hamburg will seinem grauen Alltag entfliehen und bucht leicht betrunken Tickets für eine Backpacker-Tour durch Südostasien. In Phnom Phen lernt er Sreykeo in einer Diskothek kennen und beide verlieben sich ineinander. Sie stellen fest, das Sreykeo sich mit dem HI-Virus infiziert hat und so beginnt eine ziemlich bewegte Geschichte um Geld, kambodschanische Sitten und Gebräuche, das Verhältnis West und Ost und auch, oder hauptsächlich, von Liebe.

Der Klappentext, den der Fischer-Verlag auf das Buch gedruckt hat und auch der Titel "Wohin Du auch gehst" deuten eigentlich auf einen schauderlich-schlechten Betroffenheitsroman hin. Aids, Prostitution und ein vom Krieg zerstörtes Land bieten eigentlich beste Voraussetzungen dafür und trotzdem ist es etwas ganz anderes geworden:
aus der Ich/Wir-Perspektive schreibt Benjamin Prüfer ungeschönt und unzensiert alles auf, Streitereien, seine Gefühle, ihre Gefühle, selbst die in tollkühnem Englisch verfassten SMS sind teilweise abedruckt. Und trotzdem gibt es in dem ganzen Buch eigentlich keine Stelle an der ich das Gefühl hatte, die Stelle hätte da jetzt nicht hineingehört. Der Buchneuling (Benjamin Prüfer war vorher bei der Financial Times als jüngster seitenverantwortlicher Redakteur beschäftigt) schafft es, ohne den Sex-Sells-Faktor und in einer Form, die es den beiden immernoch problemlos ermöglicht in Hamburg zu leben und zu arbeiten, die Ups- und Downs in der Beziehung gekonnt aufzuschreiben. Vom ersten Kennenlernen, der Erkenntnis vom Sreykeo ihr Geld verdient, über die Erkenntnis der AIDS-Erkrankung, über zwei "It's over" und die immer schlimmer werdende finanzielle Situation in Deutschland und eine Hochzeit kämpfen sich die beiden in Richtung Happy End (hehe, sonst hätte es wohl auch kein Buch gegeben, also habe ich nicht zuviel verraten :D)

Warum ich dieses Buch toll finde? Einfach gestrickte Personen würden jetzt mal wieder sagen, der hat ne Freundin mit indonesischen Verwandten, da hat man ja wohl ein Faible für diese Region und blablabla. Vielleicht hat das auch eine Rolle gespielt dass ich auf der Unicum-Seite hängengeblieben bin. Aber meine Entscheidung 16,90 Euro für ein Buch auszugeben wurden eigentlich von dieser Seite beeinflusst, nämlich der Original-Artikel in der Zeitschrift NEON aus dem Jahre 2006. Und danach war klar: dieses Buch musste ich haben!
Ich wurde absolut nicht enttäuscht, meine Erwartungen ein spannendes Buch zu lesen wurden sogar noch übertroffen. Die Rahmenhandlung gibt einen interessanten Einblick in das Leben in Kambodscha und auf Rucksack-Tourismus und auf die kulturellen Unterschiede. Aber eigentlich ist es die Geschichte von zwei jungen Menschen, die sich wirklich und aufrichtig lieben.
Als ich das Buch gelesen habe, musste ich an ganz vielen Stellen natürlich auch an Sara und mich denken. Braunschweig ist nicht Hamburg und Hannover nicht Phnom Phen, aber egal wo ist der erste Besuch bei den Eltern der Freundin immer ein spannender Moment. Wie reagieren die Freunde auf die "neue" und wie verstehen sich die Familienmitglieder?
Es ist auch ermutigend zu erfahren, das auch andere Menschen Fehler machen und man trotz so vieler Unsicherheiten, Fallen und Missverständnisse darauf vertrauen kann, dass die Liebe doch die stärkste Kraft ist. Zum Glück auch oftmals stärker als der rationale Verstand.

8.3.08

und es war einmal ... CeBit 2008

Eigentlich hatte ich schon letztes Jahr und auch das Jahr davor und das Jahr ..., also regelmäßig gedacht, dass war jetzt das letzte Jahr auf der CeBit. Auch 2008 wollte ich eigentlich nicht hingehen, allerdings fragte Thu Nga, eine Freundin von mir, ob wir da nicht zusammen hinwollten und gegen einen freien Tag um mich mal selbst für die guten Klausuren der letzten Wochen zu belohnen, hatte ich nichts einzuwenden, also verabredeten wir uns für Samstag zur CeBit zu gehen.
Eigentlich hatte die CeBit für mich auch schon eine Woche früher begonnen, nämlich als eine Mitarbeiterin des O2-Shops in Hannover anrief um mich zu einem Kaffee einzuladen und mir ein CeBit-Angebot zu unterbreiten, denn leider leider wäre O2 dieses Jahr nicht mehr auf der CeBit vertreten. Das zeigte schon wo der Weg hingehen würde ...
Die Fahrt
Nach einer ziemlich kurzen Nacht stieg ich noch etwas benebelt in die Straßenbahn der Linie 2, nur um kurze Zeit später zwei andere, auch noch etwas übermüdete zu treffen, nämlich Nicole und Andreas. Am Bahnhof trafen wir noch auf Lusi und ihre Familie, ebenfalls auf dem Weg zur CeBit und nach Hannover waren. Und ab ging es in den Zug nach Hannover, der in Braunschweig schon sehr voll war. Möglicherweise auch durch das gute Wetter wurde der Zug in Peine dann endgültig zur Sardinenbüchse, so dass in Hämelerwald kaum noch jemand und in Lehrte niemand mehr in den Zug passte. Und zum ersten, aber nicht einzigen Mal hörte ich den Satz: "Bitte treten Sie aus dem Türbereich zurück". Mit knapp 10 Minuten Verspätung kam ich dann in Hannover an und was die Bahn an Planung vermissen liess, hatte die Üstra mitbekommen, verdichteter Takt auf der Linie 8 und 18, Vier-Wagen-Züge, zusätzliches Personal auf den Bahnhöfen um die Leute einzuweisen und einen Knopf mit "Bitte treten sie von den Trittstufen zurück und stehen Sie nicht im Bereich der Lichtschranken" der an jedem Bahnhof auch mehrfach genutzt wurde :D

Unfreundliches ...
Nachdem ich Thu Nga, die mit Ihrem Vater zur Messe gefahren war (im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung) erledigten wir erstmal den "Auftrag", nämlich kurz bei Arcor einen Mitarbeiter treffen und ihm Grüße ausrichten. Ich hätte ja gerne irgendetwas positives über Arcor an diesem Tag gesagt, aber es gab nichts. Die Mitarbeiter waren unfreundlich und ganz besonders die "Empfangsdame" für den Business-Bereich liess einen sehr deutlich spüren das Business für sie erst mit Anzug und Krawatte begann. Da ich mir den Messetag nicht versauen lassen wollte, holte ich kurz die "Überraschung" ab (und hatte damit den Auftrag erfüllt), zeigte Arcor den geistigen Stinkefinger und beschloss, heute den Tag als Privatbesucher zu verbringen.

und viel erfreulicheres
Nach ersten Eindrücken bezüglich digitaler Fotografie und netten Fotos war es an der Zeit für eine Mittagspause und das gute Wetter lud wirklich zu einer langen Runde Sonne geniessen ein. Eine wirklich schöne Ecke auf dem Messegelände hinter Halle 21. Nun habe ich allerdings auch einen Sonnenbrand :-/
Der weitere Tag verlief eher relaxed, wir guckten uns alles an, unter anderem eine ferngesteuerte Libelle die fast jeder in der Halle einmal am Kopf hatte, eine wahrscheinlich vom Zoll dichtgemachte Austellung von Playboy-Handysocken und auch sehr nett, eine detailierte Führung der Firma IBM durch ihr Serverangebot. Respekt dem Mitarbeiter der nach fast einer Woche Messe am Samstag um 16 Uhr 30 noch eine wirklich nette Präsentation ablieferte, ich denke ich werde beim nächsten Serverkauf daran zurückdenken.

Die Rückfahrt gestaltete sich fast langweilig, ich war noch kurz bei O2 um meinen Vertrag zu verlängern, das mit dem Kaffee hat auch wirklich geklappt, nur ein neues Mobiltelefon habe ich nicht gekauft - es gab einfach nichts passendes. Es wird jetzt aber wohl ein LG ks20.

ein paar Eindrücke von der CeBit 2008
der eigentlich wichtigste Eindruck erschliesst sich eigentlich erst dann, wenn man das gesamte Jahr 2007 betrachtet und ein wenig die Hintergründe kennt: Es gab dieses Jahr eigentlich keine wirklich neue Technologie. Draft-N gibt es schon lange zu kaufen, der AMD-Phenom scheint von Pleiten, Pech und Pannen verfolgt und nach NVidias superneuen, superschnellen und superunbezahlbaren Grafikkarte sabbern auch nur die Spiele-Freaks, für die wohl auch die Shows mit wenig Produkten aber viel nackter (weiblicher) Haut gedacht sind.
Demgegenüber hat 2007 für eine starke Konsolidierung im Multimedia-Bereich geführt. Das Ziel, digitales Radio anzubieten und das analoge Radio bis 2010 abzuschalten hat sich als unerreichbar, auch auf längere Sicht, erwiesen und Fernsehen fürs Handy a la DVB-H oder DMB ist zwar ein interesantes Protokoll mit tollen Features, aber ohne das Zugpferd WM 2006 und ohne ordentliche Endgeräte und günstige Preise auch auf dem Weg in die Versenkung.
Im Bereich digitale Datenträger hat sich das Blatt jetzt endgültig zugunsten der Blueray-Disc gewendet und das letzte Jahr wurde weniger mit technischen Neuerungen als viel mehr mit der Qualität des Videomaterials arbeiten müssen. Auch sonst brachte das CeBit Jahr 2007/2008 kaum wichtige Neuerungen, die großes Revolutions-Potential haben. VoIP war dieses Jahr ein großes Thema, ob man damit jedoch großflächige Strukturen aufbrechen kann ist fraglich. Wer einmal viel Geld in eine Telefonanlage investiert hat, wird nur sehr ungerne alles wieder umwerfen. Wobei ich persönlich diese Technik wirklich faszinierend finde.

Grundsätzlich hat die Messe AG mit der CeBit ein Problem - wo soll der Kurs hingehen? Jedes Jahr springen mehr und mehr der ganz Großen ab, dieses Jahr zum Beispiel O2, die einfach die hohen Kosten eines Messeauftritts nicht mehr aufbringen wollen. Hohe Standgegbühren und noch viel höhere Unterkunftskosten in Hannover zeugen von einer Entwicklung, die irgendwie in Richtung Selbstzerstörung läuft. Man möchte den Mittelstand verstärkt auf die CeBit bringen und fördert diese Entwicklung - nur ist die CeBit mehr als eine einfache Messe bei der Verträge geschlossen und Produkte verkauft werden - es ist DIE Leitmesse für Computertechnologie schlechthin, es ist eine Mischung aus ernstem Geschäft, Disney-Land, Party und einem großen Freizeitpark.
Gerade große Firmen können eine Messe nicht an der Zahl abgeschlossener Verträge bewerten denn bei Microsoft, Arcor, Dell, Apple und T-Mobile kaufen die Leute auch, wenn sie nicht auf der CeBit ausstellen. Denen bringt die CeBit keine neuen Kunden, diesen Firmen bietet die CeBit aber die Möglichkeit sich nach aussen zu repräsentieren ihren Endkunden gegenüber, die aber von der Messe AG als Nicht-Fachbesucher durch hohe Preise und Schülertage mehr oder weniger aktiv abgedrängt werden...
Trotzdem bleibt zu sagen, das es ein wirklich schöner Tag war und ich hoffe die Fotos dazu gefallen Euch :)

p.s. mehr Fotos gibt's demnächst bei meinen Picasa-Bildern!